Astrid Hupka ist Bereichsleiterin bei der Volkssolidarität Dresden. Sie ist verantwortlich für die Begegnungs- und Beratungsstätten der Volkssolidarität Dresden, die jährlich tausende Menschen in ganz Dresden aufsuchen. Gefördert werden diese Angebote durch das Sozialamt der Landeshauptstadt Dresden und der Wohngenossenschaft Aufbau. In unseren 11 Einrichtungen sind 25 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt, die durch viele ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger unterstützt werden. Ergänzt wird dieses Angebot durch den ehrenamtlich geführten Bürgertreff „Marie“.

Wir baten Frau Hupka für unsere Lebensbilder 3/2023 um eine Einschätzung:

Statistische Erhebungen zeigen, dass in Dresden bis 2035 ein starker Anstieg von Seniorinnen und Senioren zu erwarten ist. Bekannt ist auch, dass der überwiegende Teil aller Menschen über 60 in ihrem häuslichen Umfeld bleiben. Aus einer Studie der TU Dresden (Dresdner Lebenslagenbericht 60+, 2021) geht hervor, dass jedoch die Angebote zur aktiven Lebensgestaltung und Beratung im sozialräumlichen Umfeld oft gar nicht bekannt sind. Wir sehen also eine wichtige Aufgabe in der Zunahme des Bekanntheitsgrades unserer Angebote. In den zurückliegenden Monaten haben wir deshalb unsere Sichtbarkeit verstärkt, in dem wir bspw. unseren Begegnungsstätten ein neues, auffallenderes Outfit gegeben haben. Mit einem mobilen Beratungsstand sind die Sozialarbeiter vor Ort unterwegs. Tage der offenen Tür, das Brunnenfest und die  groß angelegte Info-Meile Compass60+ im letzten Jahr sollen nicht nur für uns und allen anderen Trägern von sozialräumlichen Angeboten, eine Plattform bieten, sondern vor allem die Dresdner aufmerksam machen und sie einladen, teilzuhaben.

Seit 2021 ist zudem der Fachplan Seniorenarbeit und Altenhilfe fortgeschrieben und durch die Stadt Dresden, mit dem Ziel der Förderung der Generationenbegegnung und Gemeinwesenarbeit, an uns Träger übergeben worden. Die Stadt Dresden betrachtet dabei Generationenbegegnung, Gemeinwesenarbeit und Seniorenberatung als EIN System als Ausgangs- und Anknüpfungssystem. Das Dresdner Sozialamt sieht sich dabei in der Steuerungsfunktion. Es wünscht sich die Erschließung neuer Zielgruppen wie junge Alte oder auch die in der Nutzung durch die oft unterrepräsentierte Gruppe der Männer, stellt ab auf Stärkung der Gemeinwesenarbeit und Selbsthilfe, Erweiterung der Medienkompetenz sowie gesundes und aktives Altern.

In all unseren Begegnungs- und Beratungsangeboten sind dies schon immer Inhalte der täglichen Arbeit. Ganz vorne im Ranking sind unsere Sport- und Bildungskursangebote, dicht gefolgt von Medien- Kunst- und Handarbeitskursen. Wir richten unser Augenmerk besonders auf das ehrenamtliche Mittun unserer Besucher. Wir glauben, dass dies wesentlich die Akzeptanz unserer Angebote fördert und gleichzeitig ist dies eine sinnvolle Nutzung der Potentiale unserer Bürger, ob jung oder alt, noch im Berufsleben stehend oder eben in Rente. So sind wir in unseren Begegnungsstätten auch ständig auf der Suche nach aktivem Ehrenamt.

Ein weiterer wichtiger und auch richtiger Weg ist die Ausdehnung dieses Netzes an Angeboten und Beratungsformaten, welche das Sozialamt derzeit anstrebt. Denn eine Erkenntnis aus den bisherigen Erhebungen ist auch, dass ein Großteil der älteren Menschen noch keinen Zugang zu den Beratungs- und Aktivierungsangeboten gefunden hat. Diese aber zu erreichen, ist eines der Hauptziele unserer Arbeit. Es wird demnach eine Ausdehnung der Aktivitäten von der sozusagen Indoor-Seniorenarbeit in Richtung Outdoor-Angebote notwendig sein. Dies ist abhängig von der dort lebenden Anzahl der Bürger 60+, deren Einkommensstruktur, von den Wohnverhältnissen und wie das Netz der Präsenz und Verteilung von sozialen Angeboten aktuell gewebt ist. Das Sozialamt hat dazu ein Strukturentwicklungskonzept erarbeitet, in welchem unter anderem ein Betreuungsschlüssel umzusetzen ist. Die Volkssolidarität Dresden ist bei der Umsetzung dieses Konzeptes einer von vielen freien Trägern in der Stadt. Für uns ist dies eine immense Herausforderung und es gilt abzuwägen, inwieweit wir uns dem vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und dem angespannten Immobilienmarkt stellen können.

Es bedarf nun Visionen, neuer Formate – wie bspw. Angebote am Wochenende, mobile Anlaufpunkte an Orten, wo ältere Menschen anzutreffen sind bspw. in Grünanalagen und Parks - um auch jene zu erreichen, die sich einsam fühlen und keine oder zu wenige soziale Kontakte haben. Das wird die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen in den Begegnungsstätten und umliegenden Sozialräumen zukünftig stark prägen.

Von Nutzen ist hier auch die weit verzweigte, stadtweite Präsenz der Volkssolidarität Dresden in der ambulanten Pflege, der Hauswirtschaft, dem Essen auf Rädern, dem ambulanten Hospizdienst und der Alltagsbetreuung. Ein enger Austausch der Mitarbeiter untereinander deckt Bedarfslücken auf und hilft, diese mit unseren Ressourcen und Angeboten zu schließen.

 

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 3/2023 unserer Lebensbilder: 

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