Liebe Leserin, lieber Leser,
was zeichnet uns Menschen in besonderem Maße aus? Meine Antwort: die Solidarität. Wir Menschen sind dann erfolgreich, wenn wir einander helfen, unsere Kräfte bündeln und uns so allen widrigen Umständen anpassen, ja sie überwinden können. Gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit sind der größte evolutionäre Vorteil, den wir Menschen haben.
Und das gilt ganz sicher in einer historischen Situation wie vor 80 Jahren, als Dresden und andere europäische Städte am Ende des Zweiten Weltkriegs in Trümmern lagen. Für das nackte Überleben im Nachkriegswinter, für einen Neuanfang und Wiederaufbau
brauchte es Solidarität. Schauen, wo Hilfe gebraucht wird, und einfach anpacken.
80 Jahre nach der Gründung der Volkssolidarität dürfen wir auf 80 Jahre Frieden in Deutschland zurückschauen und auf den Wiederaufbau unserer Städte aus den Trümmern des Krieges. Wir dürfen stolz sein auf die Wiederherstellung von Solidarität und Menschenrecht, auf die Überwindung der SED-Diktatur und auf die Wiedervereinigung. Wir leben in Frieden und Freiheit, die Marktwirtschaft hat unserer Gesellschaft bemerkenswerten Wohlstand ermöglicht.
Dennoch fehlt es der Volkssolidarität Dresden nicht an Aufgaben: Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um Tausende Menschen in Dresden, vor allem um Seniorinnen und Senioren. Pflege, Hilfe im Haushalt, Essen auf Rädern, Bildungs- und Beratungsangebote, Tagesbetreuung und vieles mehr bringen Zuwendung und Wärme, Geselligkeit und Kultur in das Leben vieler Dresdnerinnen und Dresdner.
Unser Grundgesetz bestimmt in Artikel 20: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“ Das ist das rechtliche Fundament unseres Sozialstaates. Aber jeder weiß: Sozial ist unser Staatswesen nicht in erster Linie durch
staatliches Handeln, sondern indem wir Bürger uns füreinander einsetzen, füreinander sorgen und miteinander arbeiten. Es geht darum, gemeinschaftlich zu denken und zu handeln, Nähe herzustellen, einander Halt zu geben, Ausgrenzung zu überwinden und ein
engmaschiges, starkes Netz zu knüpfen, das uns miteinander verbindet.
In diesem Sinne wird der Anspruch unseres Staates, ein sozialer zu sein, in Tausenden von Vereinen und Hilfsorganisationen gelebt. So wie seit 80 Jahren in der Volkssolidarität Dresden. Ich gratuliere sehr herzlich zum Jubiläum und danke allen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen von Herzen für ihren Einsatz. Alles Gute für das neunte Jahrzehnt wünscht Ihr
Michael Kretschmer
Ministerpräsident des Freistaates Sachsen