Die Wende 1990 für die Volkssolidarität Dresden – Aufbruch, Aufgaben, Sorgen

Teil 5 – Die Zeit der Wende war eine herausfordernde Zeit für alle.

Im April 1990 löste der Vorstand der Volkssolidarität die fünf Stadtbezirksausschüsse der Volkssolidarität auf und lud zur Wahl eines provisorischen Stadtvorstandes. Nachdem sich der Bundesverband der Volkssolidarität am 26./27. Mai 1990 als Verein neu gegründet hat, reorganisierte sich auch der Dresdner Stadtverband als erster Verein in Sachsen. Der erste Gründungsvorsitzende war Werner Schnuppe. Im Rückblick auf die Situation sagte er: „Es ging nicht um den Erhalt einer Institution zum Selbstzweck. Wir wurden gebraucht. Wenn wir unsere Arbeit eingestellt hätten, wäre es in diesen Wochen vielen Menschen schlechter gegangen.“

Natürlich war die Stimmung nach der Vereinsgründung optimistisch. Viele Fragen, so vor allem die finanzielle Situation des neuen Vereins, waren ungeklärt. Nachdem 1. Juli 1990, also dem Tag der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion, erhielt die Volkssolidarität Dresden ab Herbst keine öffentlichen Zuwendungen mehr. Die Sozialversicherung der DDR wurde abgewickelt, das nachfolgende System war noch im Aufbau begriffen. Fakt ist, die Dresdner Stadtverwaltung war nicht mehr für die Essensversorgung und die Hauswirtschaftshilfe, die vorab zentral organisiert wurden, zuständig. Der Bundesvorstand der Volkssolidarität in Berlin kam nicht mehr für die Lohngelder der 855 Mitarbeiter in der sozialen Betreuung, der 33 in den Klubs und der 24 Mitarbeiter in der Verwaltung auf. Zu diesem Zeitpunkt wurden 15 Seniorenklubs unterhalten, täglich 6 500 Essen ausgeliefert und 3 160 Bürger über die Hauswirtschaft betreut. Das einzige Geld, über das der neue Stadtverband verfügen konnte, waren die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und die Sondereinnahmen aus dem Verkauf von Spendenmarken. Die Einnahmen aus den Listensammlungen, damals ca. 126.000 DM, konnten nicht genutzt werden, da sie konkreten Spendenzielen unterlagen und hälftig in die Ortsgruppen flossen.

Altenhilfe stand über allem – Mut und Entschlossenheit brachte Helden hervor.
Im Oktober/November 1990 waren die zur Verfügung stehenden Gelder erschöpft. Doch die Altenhilfe einfach so sein lassen? Den über 900 Mitarbeitern kurz vor dem Weihnachtsfest keinen Lohn zahlen? Die Geschäftsführerinnen Gisela Siegfried und Christine Kreher sahen keine andere Möglichkeit, als in einem Alarmbrief an die Stadtverwaltung den Sofortbedarf von ca. einer Million DM anzufordern, da sonst zum 1. Januar 1991 die Versorgung und Betreuung hätten eingestellt werden müssen.

Lesen Sie im Interview mit dem Werner Schnuppe, wie er die Situation beurteilte.

(kp)

https://www.volkssoli-dresden.de/zeit-der-wende