Teil 6 – Wie war das damals für Sie zur Wendezeit und wie sah die Zukunft der Volkssolidarität Dresden aus?
Herr Schnuppe, die Wendezeit war eine Umbruchszeit – wie haben Sie diese erlebt?
Die Wende verlief ziemlich schroff und rasant. Es war eine Zeit der Unsicherheit, auch bei uns in der Volkssolidarität. Seit Mitte der 80er-Jahre hatten wir viele Mitarbeiter, die wegen eines Ausreiseantrages ihre vormalige Arbeitsstelle verlassen mussten. Bei uns herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Das machte die Arbeit nicht immer einfach, aber eines war klar: Die Menschen, die auf unsere Unterstützung angewiesen waren, mussten weiter versorgt werden. Niemand wurde allein gelassen! Trotz aller politischen Unsicherheiten gab es bei uns ein tiefes Verantwortungsgefühl.
Gab es denn Momente des Zweifelns?
Doch, die gab es. Besonders, als wir Ende 1990 vor der Frage standen: Wie geht es finanziell weiter? Wir mussten unseren Mitarbeitern mitteilen, dass ihnen gekündigt wird – das war ein schwerer Moment. Aber gleichzeitig hatten wir vorgesorgt: Wir starteten eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für 600 Mitarbeiter, eine der größten im Lande! Das war ein gewaltiges Signal
der Zuversicht: Wir machen weiter! Aber Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, hatte es doch sicher trotzdem gegeben, oder? Natürlich gab es auch diese Ängste. Doch als die Stadt Dresden uns eine Soforthilfe von 750.000 DM gewährte, war das ein sehr positives Signal.
Sie selbst sind über 40 Jahre ehrenamtlich aktiv. Woher nehmen Sie diese Energie?
Das steckt in meiner Familie. Meine Eltern, meine Großmutter – sie alle waren hilfsbereit und engagiert. Ich bin mit dem Grundsatz aufgewachsen: Man hilft, wo man kann. Das habe ich fortgeführt. Und meine Frau hat genauso gedacht. Das hat uns getragen. Hinzu die unermüdlichen Helfer meiner Ortsgruppe Tolkewitz.
Mein Motto war immer: Vertrauen, aufeinander zugehen, Verantwortung übertragen. Dann erreicht man gemeinsam Großes.
Das Interview führte Sylvia Schmidt.
Danke, Danke, Danke, lieber Werner
Wir können die Verdienste von Werber Schnuppe nicht genug hervorheben. Mutig, engagiert und entschlossen ging er die Themen an. Das prägte unsere Volkssolidarität und machte sie zu dem, was sie heute ist. Der Oberbürgermeister a.D. Herbert Wagner erzählte mir, wie er Herrn Schnuppe erlebt hat. Auf dem Gang im Rathaus wartete er so lange, bis der Oberbürgermeister aus der Tür kam und mit ihm über die Zukunft und das Weihnachtsgeld, welches nicht gezahlt werden konnte, sprach.
Heute ist Werner Schnuppe Bewohner einer unserer Seniorenwohnungen in Dresden Gorbitz. Noch immer kommt er adrett zur Tür herein, erzählt Geschichten aus vergangener Zeit und unterstützt (so auch bei der Erarbeitung der Jubiläumsausgabe, oder zur Begrüßungsveranstaltung unserer Azubis) wo auch immer er kann.
Kathleen Parma
Referentin Marketing/Öffentlichkeitsarbeit, Autorin der „Lebensbilder“ sowie Bloggerin
Lesen Sie bitte, wie es zur Zeit der Wende aussah
Doch wie ging es weiter? In Kürze veröffentlichen wir weitere Folgen, die Sie auf https://www.volkssoli-dresden.de/news lesen können. Entsprechende Hinweise zur Veröffentlichung finden Sie in unserem
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